Partnersuche als Alleinerziehende – einfach mal machen

Ist es für uns Alleinerziehende schwer, einen neuen Partner (natürlich gilt genau das gleiche für Partnerinnen) zu finden? Haben wir wirklich keine Gelegenheiten, tolle Männer kennenzulernen? Ist Dating etwas Unmögliches, weil immer etwas dazwischenkommt? Je nachdem, in welcher Situation man gerade steckt, kann es sich tatsächlich so anfühlen.

Aber könnte es nicht auch sein, dass es an uns selbst liegt, wir also gar nicht wirklich offen für etwas Neues sind? Ist die Partnersuche als Alleinerziehende eine Investition, für die wir nicht bereit sind? Und könnte es auch sein, dass sich Chancen ergeben, sobald wir nur die Augen aufmachen?

Vor Kurzem bin ich über einen Beitrag der Bloggerin Perlenmama gestolpert, in dem sie die Frage aufwirft, ob man als Alleinerziehende Chancen hat, einen neuen Partner zu finden. In ihrem Szenario scheint es ein sehr schwerer Schritt zu sein, wenn nicht gar unmöglich. Sicher, der Artikel ist überspitzt geschrieben und für mich schwingt da auch eine Menge Sarkasmus mit. Aber die Grundtendenz bleibt: Eine Alleinerziehende kriegt keinen Mann mehr ab.

Warum ich das ganz anders sehe? Karma.

Über Gelegenheiten und das Gefunden-werden-wollen

Perlenmama schreibt in ihrem Artikel über die Unterschiede zwischen „normalem Dating“ und „Alleinerziehenden-Dating“. Das ginge schon damit los, dass es im Alleinerziehenden-Alltag keine Gelegenheiten gebe, überhaupt jemanden kennenzulernen.

Ja, stimmt – unser Leben ist anders geworden. Wir sind die meiste Zeit mit Kind unterwegs und uns steht das Wort „Single“ nicht auf der Stirn geschrieben. Auch in meinem Leben ist das so. Eine Frau mit Baby oder Kleinkind scheint auf den ersten Blick nicht interessant für Männer – liegt ja auch nahe, dass es irgendwo einen Vater zu diesem Kind gibt.

Alltägliche Flirts

Aber es gibt in meinem Leben auch Zeiten, in denen ich ohne Junior unterwegs bin. Zum Beispiel die Wege von der Kita und zurück, nachdem ich Junior dorthin gebracht habe oder wenn ich ihn wieder abhole. Ich mache das mit öffentlichen Verkehrsmitteln und habe damit fast täglich eine Bühne für Flirts. Natürlich ist auch die Uni ein Ort, an dem man flirten und schauen kann. Wenn man es denn will. Und im Gegensatz zu Perlenmama finde ich, dass auch der Supermarkt eine Option ist. Warum denn auch nicht?

Kopfhörer und Smartphones – so viele Gründe, sie nicht zu benutzen!

Manchmal erledige ich im Bus kleine To-dos, wusele auf Facebook herum oder pinne auf Pinterest. Das sind die Tage, an denen auch ich keine Gelegenheiten für Flirts habe. Es sind übrigens auch die Tage, an denen meine Laune schlecht ist. Tage, an denen ich nicht bei mir bin, sondern gehetzt und abgelenkt.

Ich denke, dass das auch die Menschen um mich herum merken. Nicht nur, dass ich niemandem direkt ins Gesicht schaue, es ist sogar so, dass alles an meiner Haltung ablehnend wirkt.

Das gleiche gilt für Musik auf dem Ohr. Leider erträgt ja heutzutage kaum mehr jemand eine Bus- oder Bahnfahrt, ohne sich durch irgendein Gedudel abzulenken. Stille oder auch nur das Grundrauschen, das in öffentlichen Verkehrsmitteln herrscht, werden als Störung empfunden. Daher ist der Griff zur Playlist für viele Menschen selbstverständlich geworden.

Bewusst wahrnehmen und ankommen

Was sie dabei verpassen ist aber, die vielen Eindrücke um sich herum bewusst aufzunehmen. Sich über das Lächeln der Busfahrerin zu freuen oder über den Dank des alten Herrs, dem man den Platz an der Tür freigemacht hat. Über die Kinder zu schmunzeln, die gerade mit ihrer Mutter darüber diskutieren, welche Gummibärchenfarbe die beste ist. Oder aber aus dem Fenster zu schauen und die Umgebung zu betrachten, wie sie sich während der Fahrt verändert.

Ich nutze die Fahrten mittlerweile, um mich auf die anstehenden Aufgaben des Tages zu konzentrieren. Und um in mich hineinzufühlen und einfach nur bei mir zu sein, eben ganz bewusst wahrnehmen und ankommen. So sind diese Wege für mich wichtige kleine Inseln der Entspannung geworden. Und meine Offenheit ist die beste Basis, um auch mit anderen Menschen in Verbindung zu treten.

Offensive: Wir sind doch nicht im Mittelalter!

Die Sache mit den Gelegenheiten ist noch von einer anderen Sache abhängig: Davon, wie wir uns verhalten. Woher sollen denn die Männer wissen, dass wir gerade so richtig flirty drauf sind, wenn wir es nicht schaffen, zu lächeln? Signalisieren wir aber Offenheit, dann kommt das auch in unserer Umgebung an. Karma eben.

Und übrigens: Das gilt auch für die Situationen, wenn wir mit Kindern unterwegs sind. Neugier und Interesse, Freundlichkeit und Offenheit – das alles kann man(n) sehen und spüren!

Wer immer meint, gefunden werden zu müssen, der verpasst womöglich die schönsten Situationen. Und selbst wenn aus all diesen Flirtereien keine Beziehungen werden, so ist es doch eine unglaubliche Bereicherung. Für unser Selbstbewusstsein, für unsere Laune, für unsere Ausstrahlung.

Dating: Geht. Nur anders

Ich weiß, ich bin privilegiert. Ich habe ein Netzwerk aus Familie und tollen Freunden, die mir Junior von Anfang an mal stundenweise abgenommen haben. Für Termine, um zu arbeiten oder auch mal für einen Besuch im Theater. „Total verwöhnt“, mögen jetzt einige denken, denen das nicht gegeben ist.

Aber: Ich habe das auch von Anfang an befördert und aufgebaut. Das ist nicht aus dem Nichts entstanden. Und es brachte und bringt immer noch den Effekt mit sich, dass ich bei vielen meiner Freunde „in der Schuld stehe“. Ja, ich weiß – sie würden das niemals so nennen. Dennoch ist es manchmal hart für mich, so viel zu nehmen und so wenig zurückgeben zu können.

Aber zurück zum Dating: Auch das hat für mich etwas mit Prioritäten zu tun. Wer Zeit mit einem anderen Menschen verbringen will, der findet auch Wege. Klar ist das manchmal anstrengend, diesem Menschen nur kurze Zeiträume schenken zu können. Und vielleicht auch nur Zeiten nach acht, wenn die lieben Kleinen im Bett sind.

Trotzdem: Es ist Zeit. Und wenn es auch nur wenig Zeit ist – es lohnt sich in dem Moment, in dem es gut für mich ist. Natürlich bleiben dann andere Aufgaben liegen. Aber das ist eben auch eine Frage von Prioritäten.

Wir haben doch die Nächte

Seit einiger Zeit verabredet sich Junior regelmäßig mit seiner Oma, um dort zu übernachten. Dass das funktioniert, hat Monate gedauert. Mein Sohn hatte schon früh die Idee, bei seiner Oma zu schlafen, aber immer wenn er es dann wirklich in die Tat umsetzen wollte, bekam er Muffensausen. Mal holte ich ihn schon nach 20 Minuten wieder ab, mal nach eineinhalb Stunden.

Aber es hat sich gelohnt: Jetzt haben sich beide daran gewöhnt und freuen sich über ihre Verabredungen. Und auch ich habe mich daran gewöhnt. Die ersten Nächte ohne Junior waren furchtbar, ich habe kaum geschlafen. Schon erschreckend, wie sehr man sich an diese kleinen Menschen gewöhnt. Mittlerweile kann ich so richtig abschalten und die Zeit zum Arbeiten, für Freunde oder andere Menschen nutzen, die mir wichtig sind.

Manchmal bekomme ich in diesen Nächten nicht viel Schlaf, weil ich jede Minute nutzen möchte. Aber auch das ist okay – hat was mit Prioritäten zu tun. Und wenn früh morgens der Wecker klingelt, dann ist eben wieder Zeit für Alltag. Aber genau hier liegt der Punkt, der eben nicht geht: Die Sache mit dem Verliebtsein.

Rosarote Zeiten – das geht eben nicht

Der einzige Punkt, an dem ich Perlenmama in ihrer Grundstimmung zustimme, ist dieser: Verliebtheit und Leichtigkeit und Spontaneität gehen halt mal nicht so gut bei der Partnersuche als Alleinerziehende. Wo ich in den Zwanzigern noch ganze Tage mit dem neuen, interessanten Menschen verbracht habe, habe ich heute Zeitfenster. Sind wir früher noch bis mittags im Bett geblieben und haben halbe Wochenende einfach nur gemeinsam verbracht, so geht das eben mit Kind nicht mehr.

Ich glaube aber, dass wir damit klarkommen. Und auch die potenziellen Partner oder einfach nur tollen Menschen, mit denen wir Zeit verbringen wollen, werden sich damit abfinden. Wenn nicht, ist es nicht wichtig und gut genug. Dann lohnt sich aber auch der Zeitaufwand nicht, denn dann ist es die falsche Person.

Über die Sehnsucht und das Wünschen

Klar, manchmal ist dann die Sehnsucht groß und man möchte, dass alles anders ist. Aber dieser Wunsch, möglichst ständig mit dem anderen Menschen zusammen zu sein, ist wie der Wunsch nach mehr Freizeit oder mehr Freiheit: Verständlich, aber nicht fair. Denn wir haben uns dieses Leben ja ausgesucht und die Einschränkungen sind eben der Preis dafür, dass wir diese tollen kleinen Menschen in unserem Leben haben.

Und das haben auch Eltern, die noch zusammen leben. Die können auch nicht super spontan Zeit miteinander verbringen oder unabhängig vom Tagesplan ihrer Kinder ihren Hobbys nachgehen. Daher müssen wir uns eben klarmachen: Die Sache mit dem Verliebtsein und dem Wunsch, möglichst viel Zeit mit dem interessanten Menschen zu verbringen, gehört nicht in diese Lebensphase.

Ich halte das aber gar nicht für schlimm. In diese Lebensphase gehört dann eben, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen und seine Zeit besonders gut zu nutzen. Auch das hat was. Und solange es sich gut und richtig anfühlt, ist das Opfer doch eher klein 😉

Deine, heute positive Gedanken sendende
Anna

Bild: Public Domain. Free Photos, Pixabay

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