Krank mit Kind: Wenn aus Kopfschmerzen eine Notsituation wird

Heute ist so ein Tag, den ich gern aus dem Kalender und der Erinnerung streichen möchte. Gestern schon kamen die Kopfschmerzen, sie waren schlimm, aber auszuhalten. Heute wachte ich auf und wollte gerne meinen Kopf abreißen, ihn hinters Bett pfeffern und auf morgen warten. Ging natürlich nicht. Junior wollte schließlich Frühstück. Und in die Kita. Krank mit Kind wird gerne mal zum Kampf, bei dem du ordentlich die Zähne zusammenbeißen musst.

Ich habe schon länger Kopfschmerzen. So richtig unangenehm wurden sie, seit ich etwa Mitte Zwanzig bin. Aber seit ich Junior habe, sind die Kopfschmerz-Attacken so heftig geworden, dass ich vor Schmerz kaum mehr laufen kann. Wenn es richtig hart kommt, gehe ich wortwörtlich in die Knie und komme nicht mehr hoch. Einfach, weil es so schmerzt und jede Bewegung unerträglich ist. Natürlich kann ich nicht die Rollläden runterlassen und einfach im Bett bleiben. Also heißt es zusammenreißen und weitermachen.

Kopfschmerz: Was das Kind sagt

Junior ist sehr mitfühlend und er versteht mittlerweile, was ich meine wenn ich sage, ich habe Kopfschmerzen. Zum Glück weiß er nicht, wie schlimm sich das wirklich anfühlt, aber er weiß, dass er jetzt nicht viel von mir erwarten kann. Er bemüht sich in solchen Situationen immer, mir viel abzunehmen. Zieht sich an, macht das Frühstück, packt seinen Rucksack selbst. Außerdem macht er mir kleine Geschenke wie Steine oder Bilder, bringt mir Kuscheltiere, die mich trösten sollen.

Eben alles, was ihm selbst auch hilft, wenn er mal krank ist. Ich halte das immer kaum aus, denn schließlich bin ich ja die Mutter. Nur eben leider in dem Moment die Mutter, die kaum stehen kann – selbst dann, wenn die Tablette schon ein bisschen wirkt.

Junior weiß auch, dass ich länger für alles brauche. Er sagt dann Dinge wie „Mama, du musst eine Tablette nehmen, dann wird es bestimmt besser.“ Ja, klar. Ein bisschen besser wird es meist. Aber im Großen und Ganzen bin ich nicht arbeitsfähig. Nur interessiert das in dem Moment niemanden.

Und wenn ich schon so hilflos bin, bloß weil ich eine Kopfschmerz-Attacke habe… Wie kommen dann Alleinerziehende klar, die eine längere Krankheit haben? Die vielleicht hohes Fieber oder sonstige Einschränkungen haben, die den Alltag zu einer fast unlösbaren Aufgabe machen? Wenn du krank mit Kind zu Hause bist musst du ja trotzdem für Essen und Pflege sorgen.

Migräne? Was die Ärzte sagen

Ein Gutes haben meine Kopfschmerzen: Ich weiß jetzt, dass mein Gehirn mehr oder weniger intakt ist. Das MRT jedenfalls zeigte keine Aneurysmen oder Verletzungen. Das Gespräch mit dem Radiologen war also irgendwie auch erleichternd.

Aha, sind also nur neurologische Probleme – Migräne oder so was. „Also bei Ihren Beschreibungen würde ich auf Cluster-Kopfschmerz tippen“, meinte der Radiologe dann, als ich ihm meine Attacken beschrieben hatte. Na danke, dachte ich, denn dann hätte ich lieber Migräne gehabt.

Bei der Neurologin gabs dann noch ein EEG, auch das unauffällig. Juhu. Und was habe ich dann? „Tja, es könnte Migräne sein. Muss aber nicht.“ Solche Aussagen liebe ich ja. Aber klar, Migräne ist eben etwas, das übrig bleibt, wenn alle anderen Ursachen ausgeschlossen worden sind. Also check mal deine Augen, deine Zähne, deinen Nacken, deinen Rücken… Check mal dein Leben.

Und dann, wenn man weiß, dass es Migräne ist, macht es natürlich Sinn, die Ursachen der Kopfschmerzen zu bekämpfen: „Wissen Sie, Kopfschmerzen ist was für Leute, die mit dem Kopf durch die Wand wollen. Sie sollten einfach weniger machen.

Super einfach: Einfach weniger machen

Stress gilt als einer der größten Auslöser für Kopfschmerz oder Migräne. Und klar habe ich Stress. Aber wie soll ich denn bitte weniger machen? Das Studium hinschmeißen, kurz vor Schluss? Oder aufhören zu arbeiten und keine Miete mehr zahlen? Oder aber das Kind zur Adoption freigeben?

Ansonsten wären da noch: Nichts mehr im Haushalt machen, keine Wäsche mehr waschen, aufhören zu kochen etc. Ich vermute mal, auch das sind keine guten Optionen – langfristig gesehen. Und der gute Rat der Neurologin: „Sie müssen entspannen!“

Ich habe das als zusätzlichen Druck empfunden. Noch etwas, das ich tun muss. Neben all dem anderen, das ich ja mittlerweile ganz gut auf die Reihe kriege. Jetzt soll ich also auch noch entspannen. Yoga, progressive Muskelentspannung oder etwas Ähnliches.

Es stimmt schon, ich kann nicht gut entspannen. Und es stimmt auch, dass das nicht gut ist. Weiß ich ja alles. Nur kann ich halt keinen Schalter umlegen und auf einmal verschwinden die Anforderungen und die Arbeiten, die ich zu erledigen habe.

Der Druck und der Stress gehören mit zu meinem Alltag. Ich lebe ziemlich gesund, aber diese Faktoren kann ich nicht einfach abstellen. Was mich aber positiv stimmt: Es ist eine Situation auf Zeit. Mein Studium dauert nicht mehr lange und dann werden sich sowohl meine Zeit als auch meine Aufmerksamkeit noch mal umverteilen.

Unsichtbare Krankheit: Was das Umfeld sagt

Die meisten meiner Freunde und Bekannten wissen von diesen ekligen Attacken, die mich ab und zu heimsuchen. Und sie leiden mit, versuchen mir Dinge abzunehmen, bieten mir Hilfe an. Das Blöde an diesen Tagen ist aber, dass ich sie ja leider nicht planen kann. Hilfe müsste ja spontan morgens passieren, wenn ich vor Schmerzen heulen möchte.

Was ich aber definitiv nicht möchte in diesen Situationen ist, all meine Bekannten und Freundinnen anzurufen, ob sie ganz spontan mal eben mein Kind in die Kita bringen möchten. Wäre es eine planbare Krankheit – wie zum Beispiel 2016, als ich mir die Weisheitszähne entfernen ließ – dann könnte ich mit Hilfe und Unterstützung rechnen. So aber erscheint mir meist das Zähne zusammenbeißen als einfachere Option.

Was doof ist an Kopfschmerzen: Man sieht die Krankheit nicht. Bei einer Erkältung, knallroter, laufender Nase oder Husten ist der Fall klar: „Du gehörst ins Bett!“ Aber bei Kopfschmerz denken alle, du hättest bloß schlechte Laune. Da wirkt dein vor Schmerz verzogenes Gesicht wie ein Zeichen von Ablehnung. Und meine eher zurückhaltende Reaktion auf Smalltalk wird als Zurückweisung empfunden.

Wenn ich schlimme Kopfschmerzen habe, bin ich allerdings nicht in der Stimmung, jedem detaillierte Informationen über meinen Zustand mitzuteilen. Weil ich eigentlich lieber sofort nach Hause möchte, um meine Ruhe zu haben.

Krank mit Kind: Es muss irgendwie gehen

Ob nun Kopfschmerzen oder Grippe, Bein gebrochen oder Zahn-OP – krank mit Kind ist immer ein Zustand, der uns herausfordert. Der uns zeigt, wie anfällig unser kleines System eigentlich ist. Und wie viel es darauf ankommt, zu funktionieren. Ich bin viel häufiger krank als früher, bevor ich Junior hatte.

Vermutlich ist mein Immunsystem einfach anfälliger, außerdem bekomme ich die Kita-Viren nahezu ungefiltert direkt nach Hause geliefert. Aber ich werde nie so krank, dass ich nicht mehr aufstehen kann. Das erlaube ich mir nicht. Und auch das ist eigentlich nicht gut. Ich weiß das – aber was ist die Alternative?

Schmerzerfüllte Grüße
Anna

Bild: Public Domain. mohamed_hassan, Pixabay

2 Antworten auf „Krank mit Kind: Wenn aus Kopfschmerzen eine Notsituation wird“

  1. Hallo liebe Anna,
    Ich bin durch Zufall über deinen Blog gestolpert und sehe sehr viele Gemeinsamkeiten. Mein Junior ist erst 2,5. Meine Zeit als Alleinerziehende etwa auch. Das in diesem Beitrag ausgeführte Thema der Kopfschmerzen mit Kind in allen Details kann ich sehr gut nachvollziehen!!
    Nun frage ich mich, da der Beitrag schon länger her ist: wie sieht es inzwischen bei dir aus? Hast du Wege aus dem Schnerz gefunden?
    Viele Grüße Sandra

    1. Hallo liebe Sandra,
      ja, ich bin tatsächlich von etwa 4 Attacken pro Monat auf eine runter – das ist schon so viel besser! Außerdem ist es leichter, jetzt da Junior älter ist. Er versteht die Situation besser, kann mich unterstützen, hält sich dann auch sehr zurück, um mich zu schonen. Es ist immer noch hart, aber viel besser! Ich habe für mich herausgefunden, dass ich tatsächlich Prioritäten setzen muss. Daher habe ich mehr Sport gemacht (in der Zeit, in der Junior in der Kita war). Die Zeit, die ich durch den Sport oder mal Spaziergänge verloren habe, holte ich an anderer Stelle wieder rein – klar, denn weniger Migräne-Tage heißt auch mehr produktive Tage. Ich denke, wir müssen ein gutes System finden, in dem auch genug Zeit für uns selbst bleibt. Das ist wichtig!

      Wie kommst du durch solche anstrengenden Zeiten?
      Viele Grüße Anna

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert