Warum Alleinerziehende keine Beziehungen führen (wollen)

Oh oh, lehne ich mich da jetzt sehr weit aus dem Fenster? Es ist eine steile These, aber ich glaube, dass wir Alleinerziehenden uns das echt zehnmal überlegen, ob wir wirklich unser funktionierendes System belasten wollen. Mit einem Mann. Ob wir überhaupt die Zeit und die Kraft dafür haben. Fürs Kennenlernen und für die Erwartungen, die unweigerlich da sind, wenn man sich verliebt. Denn dann will man(n) gemeinsame Zeit – und davon ist nicht viel möglich. Sind für Alleinerziehende Affären ein attraktives Modell?

Was ist also die Alternative? Affären, kurze Techtelmechtel, Freundschaft-Plus-Modelle. Halte ich aus meiner bisherigen Erfahrung als Alleinerziehende für sehr attraktiv. Keine Ansprüche, keine Erwartungen. Einfach ne schöne Zeit haben, wenn man gerade mal kinderfrei hat. Und ja, auch der Sex und die Aufmerksamkeit sind toll. Ohne Beziehung kann das genauso funktionieren, wenn man sich auf den Menschen einstellen kann.

Bloß nicht das System erschüttern

Seien wir doch mal ehrlich: Wir managen unsere kleine Familie. Haben alle Termine im Griff, alle Aufgaben im Blick, alle To-dos und Listen im Kopf. Der mental load liegt zu 100 % bei uns und wir beschweren uns nicht, denn es gibt ja keinen Partner, mit dem wir das diskutieren könnten. Wir kennen dieses veränderte Leben mit Kind. Das sind wir gewohnt, wir haben unser Leben auf diesem Fundament aufgebaut. Das System funktioniert.

Was würde passieren, wenn da jetzt ein Partner in dieses System eindringt? Genau: alles, was wir uns mühsam aufgebaut haben, verändert sich. Und Veränderung ist immer anstrengend. Und hey, Gefühle investieren ist eben auch Investition. Ach ja, und Zeit müssen wir auch einsetzen. Energie. Davon haben wir nicht viel, also müssen wir sie achtsam einsetzen.

Dann das nächste Thema: Sobald man sich für eine richtige Beziehung entscheidet, ist irgendwann auch das Kind oder sind die Kinder involviert. Gefährlich, denn auch bei denen bedeutet Veränderung oft Stress. Und hey, wir können keinen zusätzlichen Stress gebrauchen, oder?

Was ist so attraktiv an Affären und Nicht-Beziehungen?

Bei einer Affäre ist der Rahmen ganz klar gesteckt. Du weißt, was du bekommst und was nicht. Du kannst dich an jedem Tag, den du datest, neu verknallen. Es darf sich toll anfühlen und es darf Spaß machen. Aber du weißt ganz genau: Es wird niemals mehr daraus.

Das ist attraktiv, das gibt eine Art Sicherheit. Du musst dir keine Gedanken machen, was das denn jetzt ist, wo du gerade stehst und was als nächstes passiert. Du kannst einfach immer weiter daten. Solange es gut ist.

Du musst also nicht einmal darüber nachdenken, ob du dich vielleicht verlieben könntest, willst oder darfst – es ist einfach nicht vorgesehen. Dafür ist kein Raum, also musst du dich damit nicht belasten. Ich habs getestet und immerhin hat es neun Monate gehalten.

Freundschaft Plus – Nähe, Sex und der Rest

Ein sehr interessantes Modell ist Freundschaft Plus. Das funktioniert, weil der Freund das System bereits kennt. Er kennt deine freien Zeiten, kennt auch dein Kind, er kennt dein Leben. Es ist nichts Geheimnisvolles daran, nichts ist erklärungsbedürftig. Es ist leicht, du musst dich auch nicht verstellen oder etwas weglassen, denn das Wissen ist ja schon da.

Man kennt sich, man mag sich, sehr viele Eigenschaften und Verhaltensweisen sind bekannt und akzeptiert. Es ist leicht. Und wenn man dann noch ein bisschen Nähe und Sex dazubekommen kann, hört sich das doch nach der perfekten Lösung an, oder?

Ich glaube ja, wenn die Vereinbarung für beide Seiten passt, dann kann das eine unglaublich attraktive Sache sein. Ich hab das ausprobiert und für uns ist es super. Es passt, solange es für alle Beteiligten gut ist. Das ist der Deal. Wir verbringen relativ viel meiner freien Zeit gemeinsam, haben abends jemand zum gemeinsam einkuscheln und einschlafen. Und zwischen den Treffen lebt halt jeder sein Leben weiter.

Unsere Vereinbarung ist sehr eindeutig. Aber je nach Laune und Situation können unsere selbst auferlegten Regeln auch mal ausgedehnt werden. Das ist okay, wir kennen uns ja. So hat sich unsere Freundschaft auf die Abende verlagert, aber das ist gar nicht schlimm. Wir trinken jetzt Wasser statt Kaffee und wissen, wie der andere morgens nach dem Aufstehen aussieht. Sonst hat sich gar nicht so viel verändert.

Und wer weiß, was passiert, wenn es mich doch mal wieder so richtig erwischt? Ob ich dann nicht einfach mein System öffne, um die passenden Begebenheiten für einen neuen Menschen im System zu erschaffen? Mit Mut und mehr Leben im Heute. Kennst du diese Gedanken auch? Oder gibt es ein Modell, das ich noch nicht auf dem Schirm habe?

Deine, heute unverbindliche
Anna

Bild: Public Domain. StockSnap, Pixabay

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