Ökologisch leben – geht auch alleinerziehend

Es fing ganz harmlos an – mit Biogemüse, aus dem ich Brei für Junior gekocht habe. Dann kamen da weniger Fleisch und mehr Gemüse und vor allem: weniger Plastik. Junior und ich sind mittlerweile so viele kleine Schritte gegangen auf dem Weg zu einem bewussteren Leben. Unser ökologischer Fußabdruck ist und bleibt klein. Und wir machen weiter.

Bewusst ökologisch leben geht auch, wenn du alleinerziehend bist, wenig Geld zur Verfügung hast oder dich in einem Umfeld bewegst, das diese Ideen nicht unterstützt oder gar belächelt. Das alles ist nicht wichtig. Nur du und dein(e) Kind(er) sind es – und die Entscheidung, dass ihr etwas ändern wollt.

Was macht so ein Kind doch alles mit dem Leben, mit der Einstellung zum Leben, mit der Idee von Zukunft und Verantwortung. Junior und ich sind ein Team in allen Lebensbereichen und das macht die Sache so interessant.

Denn mittlerweile mache nicht nur ich neue Vorschläge, wie wir unsere Idee vom bewussten ökologischen Leben umsetzen können. Nein, auch Junior findet es cool, Ideen einzubringen und mir Hinweise für Veränderungen zu geben. Yay! Hier erzähle ich dir von einigen Meilensteinen, die wir als Familie bereits umgesetzt haben und von einigen Projekten, die wir in naher Zukunft angehen wollen.

Dieser Artikel entsteht im Rahmen der Blogparade von Alex von „Über 40 na und“. Ich bin zwar noch keine 40, aber das Genre Umweltschutz ist hier natürlich sehr passend. Mein Text enthält unbezahlte Werbung, weil ich auf einige Produkte hinweise, die ich gekauft habe oder immer wieder kaufe. Wie üblich sind das keine Affiliate-Links; ich verdiene nicht daran, wenn du klickst. Wenn du Interesse an einem Thema oder Produkt hast, das ich hier erwähne, schreib mir gern einen Kommentar oder eine E-Mail.

1. Basics: Einkaufsbeutel und Brotbeutel

Schon ewig habe ich immer und überall einen Einkaufsbeutel dabei. Oder jedenfalls einen Beutel. Denn oft kommen da auch andere Sachen rein – Junior hat immer irgendwelchen Kram, der transportiert werden will. So sparen wir seit Jahren an Plastiktüten. Selbstverständlich packe ich auch mein Obst und Gemüse nicht in kleine Plastikbeutelchen, sondern lege sie verwegen einfach so auf das Warenband.

Und in den Fällen, wo ich wirklich mal keinen Beutel und/oder Rucksack dabei habe, schnappe ich mir einen leeren Karton aus dem Supermarkt. Die schmeißen die eh weg, wenn sie leer sind. Da kann ich einen davon nutzen, um meine paar Lebensmittel nach Hause zu schlüren.

Brotbeutel, Brötchenbeutel, Einkaufsbeutel, plastikfrei einkaufen

Wichtig war uns auch die Einführung eines Brot- und Brötchenbeutels. Denn beim Bäcker immer wieder Papier- und Plastiktüten mitzunehmen, fanden wir ätzend. Wenn du dir nicht sicher bist, ob dein Bäcker da mitspielt: Die meisten machen das und werfen dir die Brötchen direkt in deinen Beutel. Aus Hygiene-Gründen dürfen sie die Beutel nur nicht hinter die Theke nehmen. Aber das ist ja ein machbares Prozedere, oder?

2. Wenig bis gar kein Fleisch

Wir kochen nur noch an wenigen Tage in der Woche mit Fleisch, oft sind wir vegetarisch unterwegs oder sogar vegan. Das liegt nicht daran, dass wir da ein großes Thema haben, aber ich kaufe Fleisch und Wurst eben nicht gern beim Discounter ein. Wenn Fleisch, dann vom Fleischer. Und das darf dann auch gern seinen Preis haben. Und daher essen wir automatisch weniger.

Milch haben wir mittlerweile auch durch Pflanzendrinks (in der Regel Hafer) ersetzt, denn mir selbst tut Milch sowieso nicht gut und Junior kommt mit ein bisschen Joghurt gut klar. Wir essen wenig Käse und Quark, aber wir tun es und das ist okay für uns. Es ist eben alles sehr reduziert und wir suchen gezielt nach Alternativen und Produkten, die wir im Wechsel mit den Milchprodukten einkaufen. Denn da wir ja nur zu zweit sind, haben wir nie einen übervollen Kühlschrank. Wir kaufen nur kleine Mengen, damit wir nichts wegwerfen müssen. Und da ist Abwechslung absolut erwünscht!

3. Bio-Gemüsekiste

Schon seit März 2016, also seit über dreieinhalb Jahren, haben wir eine Bio-Gemüsekiste im Abo. Mittlerweile bestelle ich manchmal sogar wöchentlich, meistens aber alle zwei Wochen neues, frisches Biogemüse. Das liefert nicht nur eine Basis für unsere gesunde Ernährung, sondern bringt uns auch einen großen Schritt weiter in Richtung ökologisch leben.

Denn wir bestellen mittlerweile fast ausschließlich regionales Obst und Gemüse – direkt vom Hof ein paar Kilometer entfernt. Wir sind also regional, saisonal und plastikfrei unterwegs, was unser Gemüse angeht.

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Wir mussten übrigens drei verschiedene Anbieter ausprobieren, um den für uns passenden zu finden. Also: Falls du nicht so super glücklich bist mit deiner Gemüsekiste, dann recherchier doch einfach noch mal und wechsle den Anbieter.

4. Badezimmermüll reduzieren

Hier habe ich den ersten Schritt bereits im November 2016 gemacht, indem ich mir eine Menstruationstasse gekauft habe. Das spart nicht nur enorme Mengen Müll ein, sondern auch Geld. Denn bei einmaligen Anschaffungskosten von gut 30 Euro und einer Nutzungsdauer von etwa 10 Jahren sind das extrem viele Tampons, die ich nicht kaufen muss. Und mein Fazit nach immerhin schon fast drei Jahren: Beste Entscheidung überhaupt. Ich habe seitdem tatsächlich keinen Mülleimer mehr im Badezimmer.

Oktober 2018 habe ich dann noch ein extrem cooles Crowdfunding-Projekt unterstützt. Seitdem besitze ich Periodenunterwäsche von ooshi. Die brauche ich zwar dank meiner Tasse eher selten, ist aber eine irre gute Investition gewesen. Ich sag nur: Nie wieder Slipeinlagen!

5. Projekt Plastikfrei Teil 1: Wasser

Ich trinke seit Jahren nur Leitungswasser und Kaffee, habe aber für unterwegs lange keine praktikable Lösung gehabt und dann auf Ausfügen oder einfach so zwischendurch doch immer wieder kleine Plastikflaschen gekauft. Das nervte mich.

Daher habe ich mir im Januar 2017 meine geliebte Soulbottle gekauft. Und zusätzlich zu meiner 0,6 Liter Flasche für unterwegs habe ich mir auch noch eine 1 Liter Soulbottle zugelegt, die wir zuhause nutzen, wenn wir zum Beispiel Wasser kalt stellen wollen. Ich habe übrigens bis jetzt nur einmal die Gummidichtung auswechseln müssen – diese schönen Flaschen sind echt toll und robust!

Junior mag lieber „Prickelwasser“ als – ich zitiere – „langweiliges Leitungswasser“ (immerhin eine schöne Alliteration). Ich wollte aber auch für ihn kein Wasser in Flaschen kaufen. Also gabs einen Wassersprudler, natürlich die Version mit Glasflasche. Große Liebe bei Junior und Spaß am Sprudeln hat er auch noch.

6. Selbermachen, selber backen – ein gutes Gefühl

„Wie jetzt, du backst dein Brot selber? Das ist doch voll aufwendig!“ Ach Quatsch, ist es gar nicht. Es ist eine Routine wie jede andere auch. Mittlerweile rühre ich den Teig innerhalb von 10 Minuten zusammen und dann backt das Brot eine gute Stunde lang. Ist also ein bisschen wie Wäsche waschen, denn es macht sich von alleine, während man andere Dinge tun kann. Fertig. Mein erstes Brot habe ich November 2018 gebacken und seit Februar 2019 habe ich gar kein Brot mehr vom Bäcker gekauft.

Brötchen backe ich ab und zu auch selbst, denn das ist deutlich günstiger, als sie beim Bäcker zu kaufen. Und diese Pappendeckel aus dem Discounter sind nicht nur aufgrund der Plastikverpackung ein No-Go.

Selbstgebackenes Brot ist ebenso günstiger, als wenn du es beim Bäcker kaufst. Klar, die Arbeitszeit und die Energiekosten des Backofens sind nicht mit eingerechnet, aber so ein Bio-Roggenbrot wie oben auf dem Bild (etwa 1 kg) kostet ungefähr 1,60 Euro. Dafür nehme ich die Zeit gern in Kauf.

Ein weiterer Vorteil am Selberbacken: Ich weiß genau, was drin ist. Seit über zweieinhalb Jahren lebe ich nahezu zuckerfrei und wenn man das ernsthaft betreibt, dann muss man viele Dinge eben selber machen. In meinem Brot ist definitiv kein Zucker zugesetzt, in meinen Brötchen ebensowenig. Übrigens auch keine Ersatzstoffe wie Xylit oder Erythrit. Braucht kein Brot – ehrlich.

7. Körperpflege: Weniger Plastik, weniger Schadtoffe

Im Februar 2017 dann habe ich Cremedeo von Wolkenseifen für mich entdeckt und ich muss sagen: Auch das ist eine große Liebe. Ebenso übrigens das Körperspray – und da gibt es auch von Männerseite Zustimmung. Was ist das Tolle an Cremedeo? Es funktioniert, ist unglaublich ergiebig und es kommt in einer kleiner Dose daher. Die ist zwar leider aus Plastik, aber sie ist so hübsch, dass wir für sie immer einen neuen Verwendungszweck finden, sobald sie leer ist.

Ganz neu teste ich jetzt festes Shampoo von Maybeez. Denn da hatte ich bislang noch keine für mich zufriedenstellende Lösung gefunden und weiterhin Shampoo in Plastikflaschen im Einsatz. Versuche mit Haarseife waren gescheitert, aber nun brachte mich eine Freundin auf das feste Shampoo aus Spanien und ich probiere jetzt aus, ob ich da langfristig umsteigen kann. Ich hoffe es sehr, denn dieses toll duftende feste Shampoo kommt in einer kleinen Pappschachtel daher und scheint sehr ergiebig zu sein.

Ach ja – an alle, die jetzt schreien, wie wenig minimalistisch das ist und was ich da noch alles optimieren kann und sollte: Ich tu was ich kann, mache kleine Schritte und gehe immer weiter. Für mich ist das hier kein Wettbewerb, sondern ich mache in meinem Tempo genau das, was gerade machbar ist. Wir haben bereits viel umgesetzt und sind auch noch lange nicht am Ziel, aber wir machen jetzt schon sehr viel richtig. Daher bitte keine Vergleiche oder Verbesserungsvorschläge. Wir machen das so gut wir können.

8. Projekt Plastikfrei Teil 2: Unverpackt einkaufen

Seit September 2018 haben wir hier in Bielefeld ‚Losgelöst‘ – einen Unverpackt-Bioladen. Und seit Januar 2019 bin ich dort regelmäßig und stelle nach und nach viele Bereiche unseres Lebens auf verpackungsfrei um. Was wir bislang dort kaufen:

  • Alles, was man gut lagern kann: Nudeln, Reis, Linsen, Haferflocken, Erdnüsse, Müsli, Mehl etc.
  • Zahnputztabletten statt Zahnpasta aus blöden Plastiktuben.
  • Gewürze, Gemüsebrühe und Co.
  • Spülmittel (das kann ich immer wieder in meine Spüli-Flasche nachfüllen – es ist sehr ergiebig und riecht toll).
  • Waschmittel (Flüssig-Waschmittel, das ich in eine Flasche abfülle – ein sehr ergiebiges Konzentrat, das seinen Zweck erfüllt und auch noch gut riecht).
  • Süßigkeiten (Junior darf sich immer ein kleines Glas befüllen mit Schoki oder Weingummi).

Ich mache hier auch alles Schritt für Schritt, teste aus und schaue, was ich gut etablieren kann. Es ist ein langfristiges Projekt, aber wir sparen jetzt schon enorm an Verpackungsmüll ein. Und Restmüll haben wir mittlerweile so gut wie gar nicht mehr. Yay!

9. Weniger Konsum: Wir werden minimalistischer

Wie auch beim Thema Lebensmittel heißt es bei uns mittlerweile vor jedem Kauf: Brauchen wir das wirklich, nutzen wir das und – sofern es sich um Verbrauchsgüter handelt – können wir es auch in einer angemessenen Zeit verbrauchen?

Das führt dazu, dass wir keinerlei Spontankäufe mehr tätigen und auch keine Hamsterkäufe. Ich habe in einigen Lebensbereichen das Motto #nobuy eingeführt. Das heißt: Ich verbrauche zuerst alle Dinge, die noch da sind. Erst dann gibt es etwas Neues.

Da ist zum Beispiel im Badezimmer so, denn ich habe noch einige Spülungen, Cremes und Co. da herumstehen, die ich jetzt nicht einfach wegschmeißen möchte. Und es gilt (schweren Herzens) auch für Bücher. Denn ich besitze viele Bücher, die ich noch nicht gelesen habe. Warum dann neue kaufen? Nächstes Jahr gibt es übrigens einen Stadtbibliotheks-Ausweis für mich. Kostet 22 Euro pro Jahr und ich kann so viel lesen wie ich will. Junior hat natürlich längst einen 😉

10. Plogging: Müll sammeln für Fortgeschrittene

Junior und ich regen uns gerne darüber auf, wenn wir im Park oder im Wald unterwegs sind. Wir wohnen nicht gerade in einer Besserverdienenden-Gegend von Bielefeld und hier liegt wirklich an jeder Ecke Müll herum. Auf den Spielplätzen, auf den Wegen, im Gebüsch, auf den Bürgersteigen.

Ich erkläre Junior dann immer, dass es halt dumme Menschen gibt. Idioten. Denn anders kann ich das gar nicht erklären. Wer kommt denn bitte sonst auf die Idee, dass jemand anders den eigenen Müll wegräumt? Da erzieht man sein Kind zu einem bewussten und ökologischen Leben und anderen geht das alles am A*** vorbei. Nicht cool.

Als Junior sich mal wieder so richtig aufregte, sagte ich: „Du kannst die Menschen nicht ändern. Du kannst es nur besser machen!“ Und er? Hebt die Brötchentüte vor sich auf dem Boden auf und trägt sie zum nächsten Mülleimer.

Was haben wir also gemacht? Wir haben uns Handschuhe gekauft und nehmen jetzt auf unseren Spaziergängen immer Müllbeutel mit. Unten siehst du die Ausbeute von einer sehr kleinen Runde durch den Park im November 2018.

Wir haben dann festgestellt, dass es hier in Bielefeld regelmäßig Müllsammel-Aktionen von Greenpeace gibt. Da mussten wir natürlich mitmachen. Ende März 2019 waren wir das erste Mal dabei. Ausrüstung wie Handschuhe, Säcke und diese Greif-Dinger gibt es von Greenpeace und dann läufst du einfach los. Frische Luft, Gesellschaft und auch noch was für die Umwelt getan. Gibt es hier bei uns einmal im Monat. Vielleicht gibt es so etwas ja auch bei dir in der Nähe? Junior hat es nicht nur Spaß gemacht, er ist auch immer mächtig stolz auf sich!

Ökologische Grüße
Anna

Bilder: privat.

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