Ich habe es getan. Dies ist der Startschuss für meine neue Lauf-Routine. Denn ich habe das Laufen so schmerzlich vermisst. Trotzdem habe ich immer wieder Ausreden gefunden, warum ich es nicht kann, warum ich keine Zeit habe, warum es nicht in meinen Alltag passt. Dabei ist Sport für Alleinerziehende (für Eltern, für alle eigentlich) so wichtig!
Jetzt ist da ein Schalter in meinem Kopf umgelegt worden – ich weiß gar nicht genau, wie das passiert ist. Ist ja auch egal – die wichtige Info ist: Ich laufe ab jetzt wieder. Regelmäßig. Weil ich das Gefühl liebe. Weil ich abschalten kann beim Laufen. Und weil das die besten und befriedigendsten Auszeiten sind, die ich mir vorstellen kann. Bam!
Junior wird bald 5. Das heißt, ich bin jetzt seit über fünf Jahren raus aus meiner Lauf-Routine. Damals in der Schwangerschaft hatte mir meine Ärztin irgendwann davon abgeraten, weiter zu laufen. Sie meinte, ich würde eine Senkung riskieren, wenn ich mit dem zusätzlichen Gewicht liefe. Und das Schlimme an so einer Senkung ist, dass diese Spätfolgen auch Jahre später auftreten können. Ich hatte keine Lust auf Inkontinenz, also hörte ich auf, zu laufen. Und von ein paar müden Versuchen zwischendurch abgesehen, habe ich es bis heute nicht wieder angefangen. Bis heute. Hallo April 2019, hallo Laufplan, hallo Ausdauer.
Der Plan: Laufen in Juniors erstem Lebensjahr
Ich hatte mir extra einen Kinderwagen mit Luftreifen und Federung ausgesucht, damit ich meine Routine auch mit Baby wieder aufbauen könnte. Denn ich wollte fit sein, den restlichen Babyspeck abtrainieren, wollte mich fühlen wie vor der Geburt. Ich wusste, dass Sport gerade für Alleinerziehende wichtig ist, um mit den besonderen Belastungen klarzukommen. Damals dachte ich noch, ich könnte mein Leben einfach so weiterführen, bloß mit Baby halt. Dass das nicht mehr als eine fixe Idee war, merkte ich schnell – ein Leben mit Kind ist etwas ganz anderes!
Aber anfangs war ich noch motiviert und inspiriert durch all die Videos von joggenden Vätern (ja, ich habe fast nur Videos von Vätern gesehen. Vielleicht joggen Mütter nicht.) Ich hatte den Rückbildungskurs abgeschlossen, das Okay von meiner Ärztin hatte ich auch – also Füße in die Laufschuhe und das Baby in den Wagen.
Ich hatte die Situation völlig unterschätzt
Es war hart. Ich war noch lange nicht so fit wie vor dieser Schwangerschaft. Schon nach ein paar Metern hatte ich keine Luft mehr. Und nicht nur meine Beine wollten nicht so recht, auch meine Schultern und Arme hielten das Joggen für eine echt miese Idee. Ich hatte total unterschätzt, wie anstrengend es ist, zusätzlich diesen Kinderwagen zu schieben. Ich war das nicht gewohnt. So quälte ich mich eine kleine Runde durch den Park, um dann nass geschwitzt wieder zuhause anzukommen.
Jetzt kam aber erst die größte Herausforderung: Mein Kind schlief ja nicht. Ich hob ihn also aus dem Wagen und wie immer war er sofort wach. Ich hatte halt kein Kind, das im Wagen schläft und das danach auch weiterschläft. Und natürlich war er unzufrieden, denn er war ja jetzt aufgewacht. Ich musste also erstmal tragen und kuscheln und das volle Programm abspulen, obwohl ich doch eigentlich dringend unter die Dusche wollte.
Irgendwann traute ich mich dann: Schnell das Kind abgelegt, in Rekordzeit aus den Klamotten raus, innerhalb von wenigen Minuten geduscht und abgetrocknet – das ganze natürlich begleitet von Juniors lautstarkem Protest. Er mochte es nicht, abgelegt zu werden. Egal, ob ich ihn mit ins Badezimmer nahm oder nicht. Das ist nicht entspannend, das ist nicht schön, das macht keinen Spaß. Und einen Babysitter zu organisieren, um joggen zu gehen – das fand ich dann doch übertrieben. Damit war mein Projekt „Sport für alleinerziehende Mütter“ erstmal gescheitert.
Geht halt nicht, schaffe ich nicht, dafür habe ich keine Zeit
Es gab noch ein paar Versuche dieser Art, auch mal gemeinsam mit einer Freundin, wo wir uns dann nach dem Laufen mit Kinderbetreuung und Duschen abwechseln konnten. Aber es war einfach nicht schön, nicht gut, nicht leicht. Und ich liebte das Laufen doch so sehr, weil es mich entspannte. Aber das hier entspannte mich nicht. Es war Stress. Und daher ließ ich die Versuche irgendwann bleiben und ging nur noch spazieren.
Die Zeiträume, in der andere Menschen Junior betreuten, wurden größer. Aber ich fing trotzdem nicht wieder an, zu laufen. Zu kostbar war mir diese Zeit, zu ungewiss und unstetig die Zeiträume selbst. Ich konnte das nicht planen – mal von den Kita-Zeiten abgesehen.
Und ich sagte mir: „Du musst diese Zeit nutzen, um Geld zu verdienen, um dein Studium voranzubringen, um den Haushalt zu machen. Du hast so viele Aufgaben, da kannst du nicht einfach laufen gehen in diesen kleinen Zeitfenstern.“
Tu was für dich! Nutz die Zeit, die du hast
Du siehst: Ich war voll auf dem Trip „Ich muss dies, ich muss das, ich kann nicht“. Aber das ist eine Falle. Dieses Denken führt dazu, dass wir uns total an unserem Leben abarbeiten. Dabei brauchen wir dringend Phasen, in denen wir Dinge nur für uns selbst tun. Und zusätzlich gewinnen wir dadurch Energie, die wir dann wiederum in unsere Arbeit stecken können.
Es hat also tatsächlich nur Vorteile, einen Teil deiner Zeit in Sport und andere Aktivitäten zu stecken. Besonders in Sport. Denn du musst fit und aktiv bleiben, um die besondere Belastung als alleinerziehende Mama weiterhin tragen zu können. Dabei hilft dir eine hochwertige und ausgewogene Ernährung, aber auch eine gewisse Grundfitness.
Sport für alleinerziehende Mütter: Lauf einfach los!
Ich halte Joggen mittlerweile für eine der besten Sportarten für Alleinerziehende. Denn du kannst dir die Zeiten selbst einplanen, musst nicht irgendwo hin fahren. Du brauchst keine Mitgliedschaft im Fitness-Club und du brauchst – gerade am Anfang – keine besondere Ausrüstung. Wenn du ein bisschen Geld in anständige Schuhe investierst, kannst du loslaufen. Aber wie habe ich das nun geschafft?
Es war eine Entscheidung. Klingt doof, ist aber so. Ich wollte Joggen, also habe ich überlegt, wie ich es realisieren kann. Und dann war es ganz klar: Ich jogge, wenn Junior in der Kita ist. Klar, das ist meine Arbeitszeit. Und ich kann in dieser Zeit kein Geld verdienen. Aber ich glaube ganz fest daran, dass ich die Energie, die ich durch das Laufen gewinne, wieder für meine Arbeit nutzen kann. Ich verschwende die Zeit nicht, ich nutze sie nur anders. Es ist eine Frage der Prioritäten.
Joggen als Alleinerziehende: Meine 7 Tipps für den Start
- Kauf dir ein Paar Laufschuhe. Nimm nicht irgendwelche vom Discounter, sondern investiere einmal ein bisschen, um dann eine ganze Weile einfach entspannt zu laufen.
- Viel mehr Equipment brauchst du erstmal nicht. Leg lieber erstmal los und wenn du eine gewisse Routine hast, belohne dich mit ner schicken Laufuhr oder sonstiger Ausrüstung.
- Leg fest, an wie vielen Tagen du laufen willst. Ich selbst habe mir vorgenommen, an drei Tagen in der Woche joggen zu gehen. Wenn davon aber mal einer ausfällt, bin ich völlig fein damit.
- Fang langsam an. Auch wenn du früher schon mal gelaufen bist, wirst du vermutlich nicht auf deinem damaligen Niveau laufen. Das war bei mir auch so und ich musste mühsam wieder reinfinden.
- Such dir eine Gemeinschaft, die dich motiviert. Ich habe mit dem Laufplan von Go Girl! Run! angefangen und bin immer noch in der zugehörigen Facebook-Gruppe aktiv. Das motiviert und hilft beim Dranbleiben.
- Vergleich dich nicht. Du musst keinen Marathon laufen, wenn du erstmal anfangen willst. Für mich ist das Laufen in erster Linie Entspannung, obwohl ich natürlich mit Freuden sehe, wenn ich von Lauf zu Lauf schneller und müheloser unterwegs bin.
- Tracke deine Erfolge! Mein Sport-Tracker hängt bei mir in der Küche und erinnert mich daran, was ich schon alles geschafft habe.
Fokus: Mach Sport in deinem individuellen Tempo
Ich habe mir für meinen Wiedereinstieg ins Laufen einen Tracker ausgedruckt und in die Küche gehängt. Also dafür dass ich dachte, ich hätte keine Zeit zum Laufen, war das doch für den Start nicht schlecht. Klar, ich bin anfangs nur ganz kurze Strecken und ganz langsam gelaufen. Aber jeder Schritt zählt und ist einer mehr, als jemand macht, der auf dem Sofa liegen bleibt.
Mit der Zeit habe ich festgestellt, dass ich nicht alles auf einmal schaffe. Daher liegt mein Fokus für Mai erstmal auf dem Laufen. Und sobald ich die Routine so richtig etabliert habe, kommen meine Workouts und mein geliebtes Yoga wieder häufiger dazu. Nichts überstürzen.
Egal, welchen Sport du auch anfängst – ob du nun auch deine Laufschuhe anziehst oder dich mit Fitness-Programmen und Pilates beweglich hältst – Hauptsache, du tust etwas für dich. Ich bin davon überzeugt, dass Sport für Alleinerziehende überlebenswichtig ist. Es macht dich nicht nur physisch, sondern auch psychisch stabiler.
Und wann läufst du los?
Sportliche Grüße
Anna
Bilder: privat.